Wer sind die Zielgruppen von SoNaTe, welche unternehmerischen Schlussfolgerungen ergeben sich daraus, welche Wirkung auf den Sozialraum lassen sich durch SoNaTe erkennen? Antworten darauf zu finden ist Aufgabe des Zentrum für Erneuerbare Energien (ZEE) in Freiburg, einer Einrichtung der Universität Freiburg. Das ZEE führt seit 2015 als SoNaTe Konsortialpartner die Implementations- und Wirkungsforschung durch und erstellt den Business Case für die SoNaTe e.G. Um zu erfahren, was das genau bedeutet und wie man sich die Rolle des ZEE vorstellen kann, haben wir mit Martin Ritter, wissenschaftlicher Mitarbeiter im ZEE, gesprochen.
Nikolai Kreinhöfer (NK): Martin, seit wann bist du wissenschaftlicher Mitarbeiter am ZEE und wie kamst du dazu?
Martin Ritter (MR): Ich bin seit dem Start des SoNaTe Projekts im November 2015 dabei. Hintergrund für meine Entscheidung am ZEE zu arbeiten, war einerseits das spannende Projekt einer digitalen Quartiersplattform, die genossenschaftlich organisiert ist und andererseits mein Interesse sich in einer Dissertation mit dem Thema nachhaltige Geschäftsmodelle auseinanderzusetzen.
NK: Die Entwicklung von SoNaTe, die lokale Implementation und die wissenschaftliche Begleitung des Projekts finden im Verbund von acht Konsortialpartnern statt. Welche Funktion übernimmt das ZEE im Rahmen dieses Projekts?
MR: Zum Start des Projekts war zunächst unklar, welche Anspruchsgruppen und Interessenten es in einem Sozialraum gibt, welche für diese wichtig sind und wie man diese einbinden kann. Das hat auch eine unternehmensstrategische Dimension. Wir haben hierbei den Betreibern mehrere Vorschläge gemacht, wie man eine Plattform in den Raum integrieren könnte. Das Konsortium hat sich für Kommunen als Zielgruppe entschieden und versucht nun, über diese die Plattform zu implementieren.
Abgesehen davon ist es unsere Aufgabe, die Wirkungen der Plattform auf einen Raum nachzuzeichnen. Hierzu führen wir beispielsweise Interviews, um herauszufinden, inwiefern sich das Leben durch SoNaTe für UnternehmerInnen, aber auch NutzerInnen verändert. Bisher sind aussagekräftige Studien hierrüber in ihrem Umfang begrenzt, da die Plattform bisher noch nicht ausreichend lange erfolgreich lief, um eine Wirkung zu erzeugen. Daher unterstützen wir im Moment primär in Fragen der Weiterentwicklung des Geschäftsmodells.

Zentrum für Erneuerbare Energien (ZEE)
Das Zentrum für Erneuerbare Energien ist ein interdisziplinäres und fakultätsübergreifendes Zentrum der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Es soll als zentrale wissenschaftliche Einrichtung der Albert-Ludwigs-Universität alle wissenschaftlichen Institutionen der Universität zusammenführen, die sich mit Problemstellungen erneuerbarer Energien in Forschung und Lehre beschäftigen sowie – mittels Kooperationsvertrag verbunden – eng mit außeruniversitären Einrichtungen in Forschung, Lehre und Weiterbildung kooperieren. Das ZEE ist interdisziplinär und fakultätsübergreifend angelegt, bislang sind 7 von 11 Fakultäten beteiligt. Das ZEE betreibt angewandte Grundlagenforschung sowie industrienahe Forschung und Entwicklung.
Die Entwicklung des SoNaTe Geschäftsmodells ist eigentlich nie abgeschlossen
NK: Wie kann man sich die Entwicklung des SoNaTe Geschäftsmodells vorstellen, wie ermittelt Ihr Kosten und Finanzierungswege?
MR: Die Entwicklung von Geschäftsmodellen ist in einem Unternehmen eigentlich nie abgeschlossen. Es gibt grundlegende strategische und normative Entscheidungen, die grob die Richtung eines Geschäftsmodells für die Zukunft vorgeben. Gleichzeitig gibt es bei Innovatitionen wie SoNaTe unerwartete Herausforderungen, auf denen die MitarbeiterInnen und PartnerInnen Antworten agil regieren müssen.
Beispielsweise hat sich das Projekt früh zum Ziel gesetzt, ein Geschäftsmodell zu entwickeln, welches nicht auf der Basis von Werbung seine Infrastruktur finanziert. Das ist innovativ, da das bisher eins der beliebtesten Finanzierungsmodelle für Internetplattformen ist. Die Entscheidung eine Genossenschaft zu werden, verhindert die Einführung von Werbung und Datenanalyse durch Externe. Somit sind wir auch für große Investoren aus der Medienbranche uninteressant. Wir sind durch diese Entscheidungen aufgefordert, neue Wege zu gehen und wollen zukünftig als Softwareanbieter und Beratungsunternehmen für kommunale Prozesse die SoNaTe Plattform querfinanzieren. Es zeigt sich bereits, dass diese Entscheidung eine Gute war. Viele Kommunen, öffentliche Träger und Institutionen sind auf uns aufmerksam geworden und schätzen unser Alleinstellungsmerkmale gegenüber anderen Plattformen – etwa den sensiblen Umgang mit Daten. Hier bieten sich kommunale Finanzierungswege an.
NK: Und was ist deine Rolle dabei?
MR: Ich arbeite für die Genossenschaftsversammlung bzw. den Vorstand verschiedene Möglichkeiten aus, wie man den nächsten Schritt gehen könnte. Die Entscheidung darüber, wie es mit der Plattform weitergeht und welcher Option man vertraut, liegt dabei immer beim Vorstand und hat auch häufig damit zu tun, wie man sich die Zukunft vorstellt und was man für wahrscheinlicher hält. Daher ist es ein ständiges Ausprobieren. Dazu gehört auch mal ein Revidieren von bereits gefällten Entscheidungen. Ich bin da meistens in einer beratenden Funktion und bereite Ideen mit Texten und Zahlen auf.
NK: Wie würdest du deine Expertise in einem Satz zusammenfassen?
MR: Meine Expertise liegt in den Themen Geschäftsmodelle, Nachhaltigkeit, und Unternehmensstrategie.

Martin Ritter
ist Doktorand am Lehrstuhl „Environmental Governance“ an der Universität Freiburg. Er studierte Sozialwissenschaften, Volkswirtschaft und Sustainability Economics and Management an den Universitäten Erfurt, Istanbul (Boğaziçi Universität) und Oldenburg. Zusätzlich interessiert er sich für Start-up Prozesse, ist selbst Gründer und SoNaTe Genossenschafts-Mitglied.
“SoNaTe hat ein Henne-Ei-Problem“
NK: Gibt es weitere offene Aufgaben im Rahmen des SoNaTe Projekts, bei denen das ZEE mitwirkt?
MR: Ja, es gibt noch offene Flanken. Zum Beispiel haben wir noch keine befriedigende Lösung gefunden, wie regionale Unternehmen auf der Plattform erfolgreich mitwirken können. Zwar wissen wir mittlerweile eine Menge darüber, was Unternehmen, Vereine und Kommunen von uns erwarten, können aber gerade nur eingeschränkt diese Erwartung erfüllen. Das hat mit einem Henne-Ei-Problem zu tun, welches jede junge Plattform hat. Wir wissen, dass Menschen relevante Inhalte auf der Plattform sehen wollen, damit sie sich für eine Nutzung entscheiden. Andererseits entstehen relevante Nutzerbeiträge dauerhaft nur dann, wenn ein ausreichend großes Publikum vorhanden ist. Diesen toten Punkt müssen wir in einer gemeinsamen Kraftanstrengung mit unseren Partnern überwinden. Das ist im Moment die Hauptaufgabe. Auch an dieser Stelle wird sich entscheiden, ob die Plattform ein Erfolg wird.
NK: Danke für das nette und informative Gespräch.
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